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Unglaublich Normale Heiligkeit

Die Beerdigungsfeierlichkeiten gingen zu Ende. Auf dem St. Peter’s Platz herrschte grosse Stille als ob ploetzlich die Zeit stehen geblieben waere. Der Trennungsmoment naeherte sich. Trennung mit dem Sarg, mit dem was es bedeutet. Aber nicht mit diesem Mann, ausgestattet mit der Macht des Evangeliums. Es konnte keine Trennung sein von einem Mann wie Karol Wojtyla der ueber die ganze Welt Samen streute. Und plötzlich erschienen Inspirationen uber den Köpfen der Me-nschen nur mit zwei Worten: Sofort Heilig. Die gleichen Worte wurden von gesichtslosen Stimmen gesungen vertieft in einer Meeresmenge. Sie sangen in gleichem Rythmus: Sofort Heilig, Sofort Heilig (…) Staats- und Regierungsoberhaupte die von allen Seiten der Welt kamen, schauten neugierig. Sie versuchten zu verstehen. Fuer mich waren die Gesichter von einigen Kardinalen und Persoenlichkeiten der Römischen Kuria wichtig, die ich gut kannte. Sie versuchten zu sehen wo diese Hochrufe herkamen. Dann wendeten sie sich laechelnd an mich, aber was wollten sie mir sagen? (…)

Ich wüsste, dass er ein Heiliger war da Pater Wojtyla mein Professor imSeminar war. Diese Ueberzeugung verstaerkte sich im Laufe der Zeit, wenn er täglich neben mir stand, zuerst in Krakow und spaeter im Vatikan. Er lebte seine Heiligkeit diskret, im Geheimen, inmitten von taeglichen Taetigkeiten. Diese Heiligkeit nahm die Form von Dienst an, evangelikal Radikalismus. Aber es war Heiligkeit, wenn ich sie auf diese Art ausdruecken kann: unglaublich normal. Man koennte ueber viele Tatsachen sprechen, manche davon wahrlich unerklärlich, dass es notwendig war – und muss heute noch getan werden – mit Respekt wie vor dem Heiligtum der Seele zu stehen.

Mit Erlaubnis von Kardinal Stanislaw Dziwisz – „An der Seite des Heiligen“
St. Stanislaw BM Publishing House, Krakow 2013