Papst: „Hüten wir uns vor Geltungssucht“

Papst Franziskus hat Gläubige, Priester und Bischöfe vor geistlichem Hochmut und einem übertriebenen Hang zur Selbstdarstellung gewarnt. „So betest du, ohne es zu merken, dein eigenes Ich an und löscht deinen Gott aus,“ so der Papst beim Angelus an diesem Sonntag auf dem Petersplatz.

Ausgangspunkt der Betrachtungen des Papstes war das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (vgl. Lk 18,9-14), Religionsführer der eine, „stadtbekannter Sünder“ der andere. Franziskus legte die Stelle zunächst mit Blick auf das Gebet aus und sprach von zwei Elementen des Gebets: dem Hinaufsteigen und dem Hinabsteigen. „Wenn wir beten, steigen wir hinauf», erläuterte der Papst. Dieser Aufstieg entspreche dem Bedürfnis des Herzens, „sich aus den Tiefen unseres Egos zu erheben, um zu Gott aufzusteigen».

Um aber wirklich Gott zu begegnen, brauchen Gläubige auch die zweite Bewegung: den Abstieg, fuhr Franziskus fort. Das bedeutet, demütig zu werden und aufrichtig vor sich selbst. „In der Demut werden wir nämlich fähig, Gott ohne Verstellung zu sagen, was wir sind – mit den Grenzen und Wunden, den Sünden und dem Elend, die auf unserem Herzen lasten», so der Papst. Und: je mehr Abstieg in die Demut, desto mehr Erhöhung durch Gott.

Der Pharisäer, das schlechte Beispiel aus dem Gleichnis, tritt voller Selbstgerechtigkeit vor Gott, anders der Zöllner: aus seiner Haltung des Zöllners spricht reine Demut. Er bleib weit entfernt stehen, weil ihn seine Sünde von Gott trennt, ja, er wagt nicht einmal, den Blick zum Himmel zu heben. Er fleht um Gottes Gnade, weil ihm bewusst ist, dass er ein Sünder ist, der die Gnade Gottes dringend braucht.

Beide Figuren aus dem Gleichnis „betreffen einen jeden von uns ganz nahe», erklärte der Papst und schilderte den Pharisäer als Beispiel für geistlichen Hochmut. „Er steht da und redet mit dem Herrn nur über sich selbst, er lobt sich selbst, zählt all seine guten religiösen Werke auf und verachtet die anderen… Das ist geistlicher Hochmut: Mir gehts gut, ich bin der Beste von allen, undsoweiter. Und so betest du, ohne es zu merken, dein eigenes Ich an und löscht deinen Gott aus. Das ist das Gebet ohne Demut.»

„Wo es zu viel Ich gibt, da gibt es wenig Gott.“

Franziskus warnte davor, „ständig unsere eigenen Verdienste und guten Taten» herauszustellen. „Hüten wir uns vor Narzissmus und Selbstdarstellung: vor der Geltungssucht, die auch uns Christen, uns Priester, uns Bischöfe dazu verleitet, immer ein bestimmtes Wort auf den Lippen zu haben. Welches Wort? Ich, ich ich. ,Ich habe dies getan, ich habe das geschrieben, ich habe das gesagt, ich habe das schon schon vor euch verstanden´, und so weiter. Wo es zu viel Ich gibt, da gibt es wenig Gott.»

In seiner Heimat Argentinien gebe es einen Spitznamen für solche Leute, fügte der Papst hinzu: Man nenne sie „Ich, mir, mit mir, für mich, nur ich». Und man habe sich von einem Priester erzählt, „der so auf sich selbst fixiert war, dass die Leute im Scherz über ihn sagten: ,Wenn der in der Messe den Weihrauch benutzt, dann dreht er das Gefäß um und beweihräuchert sich selbst.´». Geltungssucht geht ins Lächerliche, hielt der Papst fest.

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